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Andrea Höller – Singen und Gebärden im Wiener Konzerthaus

Unsere Nutzerin Andrea Höller aus Wien über ihre „Feuerprobe“ in einer altehrwürdigen Wiener Institution… 

Jedes Jahr im Mai veranstaltet die Singschule der Musikschule Wien das Festliche Singen im Konzerthaus“ – ein großes Ereignis und auch etwas ganz Besonderes für die Chorkinder und Teenager der Singschule. Dieses Jahr war das Thema, mit den Augen, den Herzen und den Sinnen zu singen und ich wurde gebeten, zwei Lieder in Gebärdensprache zu übersetzen.

Was zuerst wie eine gute Idee klang, verursachte mir bald Schweißausbrüche, und zwar aus folgenden Gründen:

  • Ich hatte noch nie ein Lied in Gebärdensprache übersetzt.
  • Ich bin nicht mit der Gebärdensprache aufgewachsen und beherrsche nur das, was ich in meinem Freundeskreis verwende.
  • Mit einem Chor? Um Gottes Willen, würde ich sie verstehen, da sie ja hinter mir stehen würden?
  • Im Konzerthaus? Bin ich wahnsinnig? Vor so vielen Menschen?

Jedenfalls wollte ich diese Herausforderung meistern und die Singschule nicht im Stich lassen. Der Anfang wurde langsam vorbereitet und die Liedtexte durchgegangen. Dann stellte ich fest, dass die Gebärdensprache in der Welt der Hörenden manchmal zu Missverständnissen führen kann, denn einige Gesten können negativ aufgefasst werden. Schlussendlich hatten wir aber eine schöne Mischung von Gebärden, die auch vom Publikum verstanden werden konnten.

Das erste gemeinsame Proben mit den LehrerInnen der Singschule war eine große Herausforderung. Am Schluss war ich fix und fertig und bekam Kopfschmerzen, weil ich es trotz CI nicht gewohnt war, folgende Dinge gleichzeitig zu tun:

  • Der Dirigentin/Vorsängerin hörend zu folgen, da sie neben mir stand und ich sie nicht einmal ansehen konnte, da ich ja zu den LehrerInnen schauen musste.
  • Den Text im Gesangsbuch zu folgen.
  • Zu gebärden.
  • Die anderen zu beobachten.
  • Das für mich störende Klavier auszublenden, damit ich den Worten folgen konnte.

Erst bei den folgenden Proben stellte sich zum Glück schnell eine gewisse Routine ein. Auch dank der phantastischen LehrerInnen wurde es immer besser und irgendwann kam die große Freude, dass es am Ende wirklich klappen könnte.

Ein vorläufiges Konzert bestritt ich mit einigen der LehrerInnen und vor einem überraschend vollen Saal. Das Klavier hinter mir und die fast über hundert Chorkinder neben mir ließen mich anfänglich erstarren, aber dann sah ich erleichtert, dass eine Lehrerin vor dem Chor stand und stumm die Lippen zum Lied bewegte. Ich wusste nicht, wann ich in meinem Leben je so erleichtert war, eine Art Souffleuse zu haben und es klappte bestens.

Und später bei der Kür im Konzerthaus? Wieder zitterten mir die Knie, denn da würde es keine Vorsängerin geben, von deren Lippen ich ablesen konnte. Also, was tun? Ich versuchte, ruhig zu bleiben und bei der Generalprobe zu schauen, was ich bei auftretenden Problemen tun kann.

Zu meiner Überraschung bekam ich unsere Chorbüro-Leiterin als meine persönliche Souffleuse und ein Stein fiel von meinem Herzen. Sie erhielt einen Sitz in der vordersten Reihe und wir machten aus, wann sie das vereinbarte Handzeichen zum Start geben würde und im Notfall würde sie stumm die Lippen bewegen.

Bei der Generalprobe funktionierte alles bestens. Ich bekam auch wunderbare Tipps von einer professionellen Sängerin, wie ich am besten auf der Bühne stehe und dass ich nicht mit dem Fuß im Takt wippen soll!

Am ersten der beiden Aufführungstage stellte ich mit Entsetzen fest, dass ich nicht nur knapp hinter dem Rand der Bühne, sondern im blendenden Rampenlicht stand! Dadurch war es sehr schwer für mich, die Souffleuse überhaupt zu erkennen! Dazu noch ein Chor von rund 600 Kindern hinter mir, deren Gesang sich mit dem des Orchesters mischen würde. Wie sollte ich dem Gesang trotz CI folgen können? Ich verließ mich auf den Takt der Lieder und auf die Souffleuse. So „erreichte“ mich langsam der Gesang und es gelang mir, das für mich störende Orchester auszublenden.

Der Chor meisterte zwei Lieder mit begleitender Gebärdensprache in Begleitung der LehrerInnen so bravourös, dass sogar das Backstage-Team begeistert war. Es war einfach mitreißend!

Als ich am zweiten und letzten Tag das Lied „…und die Blumen blüh´n überall gleich“ von Udo Jürgens gebärdete, wusste ich, dass ich es geschafft und diese Herausforderung gemeistert hatte.

Die LehrerInnen und der Chor waren phantastisch und die Zusammenarbeit mit ihnen bewegend. Und natürlich auch die mit „meiner“ Souffleuse als persönliche Begleiterin!

Es war für mich eine ganz besondere Zeit, auf die ich dankbar zurückblicke.

Andrea Höller, Wien

 

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