Technologie

SAMBA 2 Technologien im Detail: Hören Sie den Unterschied

Dass es sich bei Amadé, SAMBA und SAMBA 2 um drei Generationen des MED-EL Audioprozessors für Knochenleitungsimplantate und Mittelohrimplantate handelt, ist rasch erklärt. Heute wollen wir aber genauer hinsehen – und hinhören. Erfahren Sie, in welchen Situationen der SAMBA 2 den anderen Prozessormodellen technologisch überlegen ist, wie er Störgeräusche unterdrückt und was eigentlich ein Classifier macht.

SAMBA 2

Eines vorweg: MED-EL Audioprozessoren wurden – und werden – stetig weiterentwickelt. Die Technologien, mit denen die extern getragenen Prozessoren Klang einfangen, verarbeiten und durch die Haut an das Implantat senden, gestalten sich immer ausgefeilter.

Ein Upgrade lohnt sich

Zahlt es sich mit Blick auf die Hörqualität tatsächlich aus, von einem Amadé oder SAMBA Audioprozessor auf den SAMBA 2 umzusteigen? Diese Frage lässt sich mit einem klaren Ja beantworten. Dass die im SAMBA 2 verbauten Strategien zur Klangverarbeitung ausgezeichnetes Hören ermöglichen und es insbesondere in schwierigen Hörsituationen erleichtern, Sprache zu verstehen, wurde in etlichen Tests und Studien bestätigt:

Personen mit VIBRANT SOUNDBRIDGE Mittelohrimplantaten zeigten nach dem Wechsel von einem älteren Prozessor zum SAMBA 2 deutlich bessere Ergebnisse beim Hören von Tönen und Verstehen von Sprache. Die Beteiligten bemerkten zusätzlich ein besseres räumliches Hörvermögen und einen klareren, natürlicheren Höreindruck.1

Eine weitere Studie mit SOUNDBRIDGE Nutzer*innen belegt deutliche Verbesserungen durch den Umstieg vom SAMBA auf den SAMBA 2 Audioprozessor, insbesondere beim Verstehen von Sprache in lauten Umgebungen.2

Ähnliche wissenschaftliche Erkenntnisse gibt es zu Menschen mit einseitiger Taubheit und einem BONEBRIDGE Knochenleitungsimplantat. Diesen bringt das Upgrade vom SAMBA auf den SAMBA 2 laut einer aktuellen Schweizer Studie „besseres Sprachverstehen sowohl in Stille als auch in komplexen Umgebungen“.3

SAMBA 2

Herausforderungen für das Gehör

Was ist genau gemeint, wenn von „komplexen Hörumgebungen“ die Rede ist? Einfach ausgedrückt handelt es sich um Orte oder Situationen, in denen es uns durch äußere Einflüsse erschwert wird, uns auf das zu konzentrieren, was wir hören möchten. Bestes Beispiel ist das Verstehen von Sprache im Freien: Bei Wind, Verkehr, Baulärm und ähnlichen Hintergrundgeräuschen fällt es uns schwer, ein Gespräch zu führen.

Im Alltag sind wir laufend mit Herausforderungen für das Hören konfrontiert – nicht nur draußen, sondern auch in Innenräumen: Einkaufszentren mit Hintergrundmusik und großem Nachhall, volle Restaurants mit Stimmengewirr und Geschirrklappern oder ein Telefongespräch bei schlechtem Empfang.

Hören Sie den Unterschied?

In Situationen wie diesen, die auch normal hörenden Personen Schwierigkeiten bereiten, sind Menschen mit Hörverlust auf eine effiziente, adaptive Klangverarbeitung ihrer Implantat-Systeme angewiesen. Bevor wir im Detail darauf eingehen, was sich im Inneren des SAMBA 2 abspielt, um das Hören leichter und angenehmer zu machen, laden wir Sie dazu ein, den Unterschied zwischen Amadé, SAMBA und SAMBA 2 selbst wahrzunehmen. Schließlich ist eine Hörerfahrung einprägsamer und stärker als jede schriftliche Erklärung.

Wählen Sie eine der komplexen Hörsituationen aus und wechseln Sie anschließend von einem Audioprozessor zum anderen. Hören Sie einen Unterschied? Mit welchem Audioprozessor fällt Ihnen das Verstehen der gesprochenen Sprache am leichtesten? Und wie beurteilen Sie insgesamt die Hörqualität?

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Im Restaurant
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Unterwegs im Freien
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Beim Staubsaugen
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Beim Autofahren

Sie haben einen Unterschied bemerkt? Wenden wir uns nun also jenen SAMBA 2 Technologien zu, die für diesen Unterschied in der Hörqualität sorgen und Ihnen das Sprachverstehen erleichtern, indem sie sich das natürliche Ohr zum Vorbild nehmen, auf Sprache fokussieren und Nebengeräusche konsequent herausfiltern.

SAMBA 2 Technologien zur Minimierung störender Hintergrundgeräusche

Der SAMBA 2 filtert nicht nur Windgeräusche heraus, sondern reduziert sämtlichen Störlärm – egal, ob es sich um ein anhaltendes, gleichbleibendes Rauschen oder um einen plötzlichen Knall handelt. Und sogar Stimmen im Hintergrund können herausgefiltert werden, um sich besser auf jene im Vordergrund konzentrieren zu können.

SAMBA 2

Sprach- und Störlärm-Manager

Diese Funktion beurteilt Geräusche gemäß der Gleichmäßigkeit ihrer Modulationsrate und verringert anhaltende Hintergrundgeräusche wie etwa das Brummen eines Motors, das Surren eines Ventilators oder ein Bohrgeräusch.

Windgeräusch-Unterdrückung

Eine ähnliche Aufgabe hat die sogenannte Windgeräusch-Unterdrückung. Um das Rauschen zuverlässig zu erkennen, vergleicht sie kontinuierlich die Signale aus den beiden Mikrofonen des SAMBA 2 miteinander. Wird Wind erkannt, senkt die automatische Unterdrückung die Verstärkung im niederfrequenten Bereich. Zusätzlich werden die Mikrofone in den omnidirektionalen Modus versetzt, um die Sprachverständlichkeit hoch zu halten.

Sound Smoothing

Für vorübergehende, plötzliche Störgeräusche ist ein Feature namens Sound Smoothing zuständig. Smoothing bedeutet so viel wie Glätten. Und genau darum geht es. Geschirrklappern oder Papierrascheln sind Beispiele für Alltagsgeräusche, die für Menschen mit Hörimplantaten sehr unangenehm sein können. Dazu müssen sie nicht einmal besonders laut sein. Sound Smoothing nimmt solchen unerwarteten Störgeräuschen die Spitzen, sodass sie weicher und angenehmer klingen. Die extrem hohe Abtast- und Reaktionsgeschwindigkeit sorgt dafür, dass selbst ein Knall zwischen zwei gesprochenen Worten erkannt und abgeschwächt werden kann.

Direktionale Sprachanhebung

Sie kennen das: Bei Lärm legt man die Hand hinter die Ohrmuschel, um das Gesagte besser zu verstehen. Auf diese Weise wird der Schall, der von vorn kommt, gebündelt. Die Ohrmuschel selbst ist so gebaut, dass sie diesen Effekt von Natur aus begünstigt. Die Sprachanhebung des SAMBA 2 simuliert diese Funktion der Ohrmuschel, indem sie dafür sorgt, dass akustische Signale von allen Seiten – besonders gut aber von vorn – aufgenommen werden.

SAMBA 2 Technologien zur automatischen Anpassung von Einstellungen

Der SAMBA 2 verfügt über einen sogenannten Classifier, der Umgebungen erkennt und Höreinstellungen entsprechend adaptiert. Konkret wählt der Classifier unter sechs voreingestellten Hörprogrammen jenes aus, welches im Moment das beste Hörergebnis liefert. Der automatische Programmwechsel, etwa beim Verlassen eines Innenraums, erfolgt nahtlos und blitzschnell.

Natürlich ist es Nutzer*innen bei Bedarf dennoch möglich, manuelle Feinabstimmungen z. B. der Lautstärke vorzunehmen. Hier kommt eine weitere einzigartige Technologie ins Spiel: der Intelligent Sound Adapter 2.0. Er merkt sich diese individuellen Anpassungen und nimmt sie in weiterer Folge automatisch vor.

Der SAMBA 2 unterscheidet sechs Hörszenarien: Sprache in Stille, Sprache in Lärm, Lärm, Stille, Musik und Auto. Für jedes dieser Szenarien wählt der Prozessor eine spezielle Kombination aus Mikrofonmodus und etwaiger Störgeräuschunterdrückung.

SAMBA 2

Sprache in Stille: Mikrofon fokussiert nach vorn

Wenn Sprache in einer ruhigen Umgebung erkannt wird, wechseln die Mikrofone in den Umgebungsgeräuschmodus, der die natürliche Funktion der Ohrmuschel nachahmt. Die Mikrofone fokussieren nach vorn, erfassen aber auch Signale von den anderen Seiten – genau wie beim normalen Hören. Wie stark Schall von hinten oder von der Seite reduziert wird, hängt von dessen Frequenz ab. Niederfrequente Signale von hinten werden zum Beispiel stärker unterdrückt als höherfrequente.

Sprache in Lärm: Adaptiver Mikrofonmodus

In einer lauten Umgebung wechseln die Mikrofoneinstellungen in die adaptive Richtcharakteristik. Der Fokus ist nach vorn gerichtet, die stärkste Geräuschquelle von hinten oder von der Seite wird unterdrückt. Diese Funktion hilft dabei, Sprache in lauten Umgebungen, wie z. B. in Restaurants, klar und deutlich zu hören.

Lärm: Störgeräusche werden unterdrückt

Wird ausschließlich Lärm (ohne Sprache) erkannt, aktivieren sich die erwähnten Technologien zur Unterdrückung von Störgeräuschen.

Stille: Omnidirektionaler Mikrofonmodus

Bei Stille werden die Mikrofone automatisch in den omnidirektionalen Modus versetzt, um Schall aus allen Richtungen erfassen zu können.

Musik: Raumklang und Reduktion von Störgeräuschen

Um beispielsweise bei einem Konzert einen möglichst natürlichen Klang zu erreichen, ist es entscheidend, einen Teil des (nicht von vorn kommenden) Umgebungsklangs miteinzubeziehen. Aufgrund der komplexen Struktur von Musik werden Rauschunterdrückungsfunktionen und Komprimierungseinstellungen anders eingesetzt als im Szenario „Sprache in Stille“. Die Rückkopplungsunterdrückung ist deaktiviert, um zu vermeiden, dass etwa der Klang einer Geige (Sinustöne) fälschlicherweise als störendes Feedback eingestuft und ausgeblendet wird.

Auto: Sprachverfolgung

Wird eine Autoumgebung erkannt, schalten die Mikrofone automatisch in den Sprachverfolgungsmodus (Speech Tracking). SAMBA 2 Nutzer*innen können sich beim Fahren auf die Straße konzentrieren und müssen den Kopf bei einer Unterhaltung nicht drehen, da die Mikrofone automatisch auf die jeweils prominenteste Sprachquelle fokussieren – egal, ob sich diese seitlich oder hinten im Fahrzeug befindet.

Referenzen

  1. Ratuszniak et al. (2023): New technology can benefit established middle ear implant users: Samba 2 vs previous models of audio processors for Vibrant Soundbridge. European Archives of Oto-Rhino-Laryngology, 280 (5): 2387-2396.
  2. Rahne et al. (2021): Speech perception and hearing effort using a new active middle ear implant audio processor. European Archives of Oto-Rhino-Laryngology, 279: 4667-4675.
  3. Wimmer et al. (2023): Performance with a new bone conduction implant audio processor in patients with single-sided deafness. European Archives of Oto-Rhino-Laryngology, 28: 3585-3591.

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1 Comment

Reinhard Fuchs Dr. med.

September 07, 2023

Gibt es für mein Cochleaimplantat vom 25.10.2021 Synchrony2 Mi1250 Flex26 SN 826706 einen neuen verbesserten Audioprozessor (SONNET 2) ? Ich bin mit den Windgeräuschen und dem Störfaktor bei lauter Umgebung unzufrieden.

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MED-EL

September 08, 2023

Hallo Herr Dr. Fuchs, bitte gehen sie zu ihrer Klinik, zuständigen Hörakustiker oder eines unserer Care Center. Dort wir man ihren Prozessor neu einstellen. Somit sollten sie zufriedener hören können.

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