MED-EL macht Musik – die Themenwoche zum Deutschen Tag der Musik
Ob saftige Beats als Motivationshilfe beim täglichen Workout, das Lieblingslied aus dem Autoradio auf dem Weg zur Arbeit oder zur dezenten Loungeplaylist mit Freunden in der Lieblingsbar den Tag ausklingen lassen: Musik begleitet uns in nahezu allen Lebenslagen. Sie ist nicht nur etwas Alltägliches, sondern vor allem für die meisten Menschen die natürlichste Sache der Welt. Und trotzdem gilt diese Selbstverständlichkeit nicht für jeden: Denn Menschen mit Hörverlust können oftmals weder Gespräche noch Musik richtig genießen, gerade dann, wenn Hörgeräte an ihre Grenzen stoßen oder diese aufgrund des Krankheitsbildes keine ausreichende Therapiemaßnahme darstellen. Dank moderner Hörimplantate gibt es jedoch Behandlungsmöglichkeiten, wenn die konventionellen Hörhilfen nicht (mehr) ausreichen. Sie ermöglichen Betroffenen nicht nur eine kommunikative Teilhabe am Leben, sondern auch Musik zu hören und selbst zu musizieren. Um dieses Wissen zu verbreiten und um für mehr Stimmkraft in der gesellschaftlichen Debatte zu sorgen, widmete MED-EL anlässlich des Deutschen Tags der Musik am 21. Juni 2021 unter dem Motto „MED-EL macht Musik“ den Themen Hörimplantate und Musikgenuss eine ganze Aktionswoche. Die Highlights sind in folgendem Rückblick zusammengefasst:
Virtuelles Orchester
Vom 21. – 25.06.2021 präsentierte MED-EL ein vielseitiges Programm auf Facebook, Instagram, YouTube und LinkedIn. Im Zentrum der Aktionswoche standen inspirierende Beiträge, Porträts und Interviews sowie virtuelle Get-Together mit musizierenden Hörimplantat-Nutzer*innen, Ärzt*innen und MED-EL Mitarbeitern, die vor allem ganz deutlich eines zeigten: Musik hören und machen ist auch mit Hörimplantaten ein Genuss.
Gleich zu Beginn der Themenwoche am Montag, den 21.06.2021, wartete ein echter musikalischer Höhepunkt auf die Social-Media-Community von MED-EL. Bereits im Vorfeld hatte der Innovationsführer über Facebook und Instagram seine Follower*innen dazu aufgerufen, ein gemeinsames virtuelles Orchester zu „Alle Vögel sind schon da“ erklingen zu lassen. Egal, ob gesungen oder auf dem Instrument der Wahl begleitet, alle Einsendungen in Form von Videos waren willkommen – und sie kamen reichlich. Entstanden ist eine einzigartig Darbietung des Volkslied-Klassikers, das hier nachzuhören und -zusehen ist:
Video „Das virtuelle Orchester“
„Das Feedback war wirklich überwältigend. Selbst bis kurz vor Einsendeschluss erreichten uns noch ganz viele und ganz unterschiedliche Beiträge – teilweise auch mit Instrumenten, für die man ein sehr scharfes Gehör haben muss. Ärzte, Hörimplantatträger*innen, MED-EL Mitarbeitende und sowie Freunde haben sich begeistert der Aktion angeschlossen“, freut sich Bernd Seils, Projektverantwortlicher für die Woche der Musik bei MED-EL. Unter allen Teilnehmern wurde von Montag bis Freitag um 15 Uhr im Rahmen einer Live-Gewinnerziehung auf Facebook jeweils eine Bluetooth-Lautsprecherbox verlost.
Digitale Live-Formate, Videokonferenzen und virtuelle Get-Together
Doch neben musikalischer Unterhaltung bot die vielseitige Aktionswoche auch wichtige Informationen zu den Themen Musik und Hörimplantate. So erzählte etwa BONEBRIDGE-Nutzer Markus Zoitl in einem sehr persönlichen Porträt, wie er dank seines Knochenleitungsimplantats trotz Hörverlust seinem Beruf als Intonateur und Orgelbauer weiter nachgehen kann. Seine berührende Geschichte zeigte eindrucksvoll, was ein Hörimplantat musiktechnisch am oberen Ende des Spektrums leisten kann. Aber auch Posts zu den HörPaten Josephine Seifert und Chris Lilienweihs gaben Einblicke in ihren Alltag mit Hörimplantat. Josephine kann dank ihres CIs wieder Cello spielen, Chris ist seit seiner Versorgung ein passionierter E-Gitarrist. Ebenfalls zu Wort kamen medizinische Experten wie Prof. Burkard Schwab, selbst begeisterter Orgelspieler, studierter Kirchenmusiker und Chefarzt für Hals-Nasen-Ohren Heilkunde an der Helios Klinik in Hildesheim. Im Interview erklärte der Mediziner, wie moderne Hörimplantate selbst Musikhören wieder möglich machen. Zeit und Raum zum Austausch ermöglichte der digitale MED-EL Treff mit Hörimplantat-Nutzer und MED-EL-Mitarbeiter Arnold Erdsiek und MED-EL-Reha-Expertin Corinna Schar. Hier erfuhren die Teilnehmenden nicht nur viel Neues zum Thema Musik und Reha, sondern hatten darüber hinaus die Möglichkeit, selbst ihre Fragen zu stellen. Ein Format, das begeisterte, wie unter anderem der Kommentar einer Teilnehmerin aus dem Gruppenchat zeigt: „Diese Veranstaltung ist bisher der beste MED-EL Online Treff gewesen. Kurzweilig, interessant und lebendig. Hut ab für die tolle Hörreise, die zeigt, dass es sich lohnt.“ Ebenfalls viel Wissenswertes aus den Bereichen Musikforschung und Musikrehabilitation gab es von Johanna Boyer, verantwortlich für das Themenfeld Musik bei MED-EL und selbst CI-Nutzerin. Im virtuellen Gespräch mit ihrem MED-EL Kollegen Bernd Seils vermittelte sie den Zuschauenden in bildhafter Sprache einfach und verständlich die technischen Hintergründe für den außerordentlichen Musikgenuss mit MED-EL Implantaten.
Zur Bedeutung von Musik bei MED-EL Hörimplantaten
„Von Anfang an stieß unsere Idee einer Themenwoche zum Deutschen Tag der Musik auf allen Seiten auf viel Begeisterung. Daher war es auch nicht schwer, Mitwirkende für eine Teilnahme zu gewinnen. Im Gegenteil, sie alle brachten sich mit kreativen Ideen ein und nicht zuletzt diesem Engagement ist es zu verdanken, dass wir ein so tolles Programm auf die Beine stellen konnten. Doch natürlich reicht eine Aktionswoche im Jahr allein nicht aus, um dauerhaft Hörimplantate und Musikgenuss positiv zu verknüpfen. Wir sind uns daher alle einig: es gibt noch so viel zu erzählen und deshalb werden Musik und MED-EL Hörimplantate weiterhin ein kontinuierliches und wichtiges Thema in unserem Hause bleiben“, so Bernd Seils. Da gerade für Menschen, die ein Hörimplantat tragen, Musikhören eine besondere Herausforderung darstellt, verpflichtet sich MED-EL seit vielen Jahren dazu, Musik bei der Forschung und Entwicklung seiner Produkte einen ganz besonderen Stellenwert einzuräumen. Damit auch Hörimplantat-Nutzer*innen Musik optimal genießen können, ist MED-EL stolz darauf, die größte Auswahl von langen und flexiblen Elektroden anzubieten – schließlich ist jedes Ohr einzigartig. Darüber hinaus ermöglicht die FineHearingTM-Technologie Nutzer*innen Töne präzise und in der richtigen Klangfarbe zu hören. Die Technik ist das Fundament, auf dem die Rehabilitation aufbauen kann – das eine kann ohne das andere nicht funktionieren. Für all diejenigen, die ihr Musikhören mit Hörimplantat verbessern und trainieren möchten, empfehlen daher die MED-EL-Reha-Experten die Listen UP!- Hörtrainings-Serie – verfügbar als gleichnamige App oder als CDs – und die MED-EL Spotify-List.
Von Beethoven bis Campino: Musiker und ihr Hörverlust
Musik ist etwas Wunderbares, vielleicht sogar etwas Magisches. Sie konserviert Emotionen und Erinnerungen, etwa an die letzte Party, an das Unbeschwertheitsgefühl im vergangenen Urlaub oder an die Achterbahnfahrt der Schmetterlinge beim ersten Kuss. Sie verbindet Menschen über alle Gesellschaftsschichten, Generationen und Ländergrenzen hinweg und vermag eine Gleichheit zu schaffen, wie es in anderen Lebensbereichen selten gelingt. Doch am vielleicht wichtigsten: Für die meisten Menschen ist Musik hören und selbst machen die natürlichste und selbstverständlichste Sache der Welt. Dabei gab und gibt es auch heute noch gerade in der Musikszene Künstler, für die genau dies zur größten Herausforderung ihres Lebens wurde. In seinem verlängerten Jubiläumsjahr stößt man beim Thema Hörverlust in Verbindung mit Musik natürlich vor allem auf ein Ausnahmetalent: Ludwig van Beethoven.
Seit seinem 29 Lebensjahr litt Ludwig van Beethoven unter einem zunehmend schlimmer werdender Hörverlust, der ihn als Künstler beruflich und als Mensch seelisch an seine Grenzen stoßen ließ. Und auch wenn Ludwig van Beethoven keineswegs gewillt war, sich in sein Schicksal zu fügen, konnten seine zahlreichen Behandlungsversuche das Schwinden seines Gehörsinns nicht aufhalten. Am Ende war der verzweifelte Musiker vollständig taub. Die Leidensgeschichte des berühmten Komponisten ist heute so bekannt wie seine Werke. Weniger bekannt ist jedoch, dass mit der heutigen modernen Medizintechnik Beethovens Hörverlust vermutlich behandelbar gewesen wäre. Nach derzeitigem Wissenstand sind sich Experten sicher, dass in den ersten Jahren ein einfaches Hörgerät ausreichend gewesen wäre. Später hätten moderne Hörimplantate, wie ein Cochlea-Implantat, Ludwig van Beethoven in die Welt der Hörenden zurückbringen können. „Ganz einfach ausgedrückt, wird das Cochlea-Implantat bzw. die sich an diesem Implantat befindliche Elektrode in die Hörschnecke, Cochlea genannt, eingeführt und ersetzt dort die Funktion des zerstörten Innenohrs“, erklärt Prof. Dr. med. Burkard Schwab, Chefarzt der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde Hildesheim und selbst studierter Kirchenmusiker sowie Musikwissenschaftler.
Auch heutzutage – mehr als 250 Jahre nach Beethovens Erkrankung – leiden noch immer berühmte Künstler der Musikbranche unter Hörverlust. Prominente Beispiele sind Campino von den Toten Hosen, Coldplay-Frontsänger Chris Martin oder Neil Young und Phil Collins. „Gerade für musikinteressierte Patienten ist es sehr schmerzhaft miterleben zu müssen, wie nach und nach die Fähigkeit Musik adäquat aufzunehmen, verloren geht“, weiß Prof. Schwab aus seiner täglichen Arbeit mit Betroffenen zu berichten. Welche positiven Auswirkungen die Nutzung eines Cochlea-Implantats und auch anderer Hörimplantate auf das Leben von Musikern haben können, zeigen hingegen die Geschichten von Christian Lilienweihs, Josephine Seifert und Hildegard Stoll.
Endlich wieder Musik machen und hören können dank Hör-Implantaten
Auch heutzutage leiden berühmte Künstler der Musikbranche unter Hörverlust. Prominente Beispiele sind Campino von den Toten Hosen, Coldplay-Frontsänger Chris Martin oder Neil Young und Phil Collins. Welche positiven Auswirkungen die Nutzung eines Cochlea-Implantats auf das Leben von Musikern haben kann, zeigen die Geschichten von Josephine Seifert, Christian Lilienweihs und Hildegard Stoll.
Alle drei eint die Liebe zum Musik machen – und, dass sie dies dank modernster Hörtechnik auch tun können. Musik war schon immer ein überaus wichtiges Thema in Josephine Seiferts Leben. Seitdem sie vier Jahre alt ist, spielt die heute 23-jährige Vollblutmusikerin Cello. Eine Tatsache, die keineswegs selbstverständlich ist, denn Josephine ist seit ihrem 10. Lebensjahr auf dem linken Ohr taub. Dass sie auch heute Cello spielen kann, verdankt sie ihrem Cochlea-Implantat, da ist sich die studierte Audiologin und Hörtechnikerin sicher.
„Ohne Hörimplantat hat mir die volle Dimension der Musik gefehlt. Es hörte sich alles platt an und ich konnte die Tiefe der Musik nicht mehr hören. Jetzt mit CI bin ich zum Glück wieder in der Lage, das volle Klangspektrum wahrzunehmen“, so Josephine zufrieden. Heute ist die Cellistin Teil eines Orchester-Ensembles, auch zwei Werke von Beethoven hat sie schon gespielt. „Es ist sehr bewundernswert, dass er trotz seines schlechten Gehörs die Musik nicht aufgeben hat“, sagt Josephine über den berühmten Komponisten mit dem sie nicht nur die Leidenschaft für Musik teilt, sondern auch eine gemeinsame Erkrankung. Neben dem Musik machen und hören, ist auch im Alltag für sie vieles einfacher geworden: „Wenn ich jetzt an einer Bahnschranke stehe, kann ich wieder hören, aus welcher Richtung der Zug kommt. An lauten Orten, wie zum Beispiel auf Feiern mit Freunden, habe ich keine Probleme mehr, Gespräche mit mehreren Menschen zu verfolgen und vom Hintergrundlärm zu unterscheiden. Das macht es für mich auch einfacher, auf Leute zuzugehen. Das Implantat gibt mir jeden Tag Lebensqualität zurück“, so die junge Frau glücklich.
Als Christian Lilienweihs das erste Mal seinen Sohn Klavier spielen hören konnte, hat er vor Freude geweint, denn mehr als 40 Jahre war der Familienvater praktisch taub. „Für mich war das ein unbeschreibliches Glücksgefühl“, erinnert sich der 51-jährige an diesen besonderen Moment zurück. Seit seinem siebten Lebensjahr litt Christian infolge von Komplikationen nach einer Mandeloperation unter Hörverlust, erst schleichend, dann immer stärker. Die verordneten Hörgeräte halfen nur eine kurze Zeit und bald schon musste sich der damalige Schüler mit Lippenlesen behelfen. Auch wenn er so sein Hördefizit etwas ausgleichen konnte, gab es immer wieder Situationen, in denen der studierte Kommunikationswissenschaftler an seine Grenzen stieß, etwa bei störenden Nebengeräuschen oder wenn er seinen Gesprächspartnerin nicht sehen konnte. Am schlimmsten war jedoch, dass die Musik, die er so sehr liebte, aufgrund seines abnehmenden Hörvermögens, ihm immer mehr entschwand.
Seit seiner Kindheit spielte Christian, der aus einer hochmusikalischen Familie stammt, begeistert Klavier und Posaune. Eine Leidenschaft, die er zum Beruf machen wollte. Doch seine angestrebte musikalische Karriere musste er bereits als Teenager mit Beginn seines beidseitigen Hörverlustes aufgeben. Auch das Musikhören war mit Hörgeräten nur noch eingeschränkt möglich. Mit 50 Jahren entschied sich der Software-Designer für ein Cochlea-Implantat und änderte damit sein Leben schlagartig – zum besseren, wie er selber sagt. Innerhalb kürzester Zeit gewann Christian ein fast 100-prozentiges Sprachverstehen zurück. Für den Vater eines Sohnes ist mit dem CI vieles leichter geworden, etwa die Kommunikation im Alltag oder das Telefonieren mit seiner Frau. Das Beste jedoch: „Ich kann wieder Musik hören und musizieren. Mit meinen Implantaten steht mir die Welt der Musik wieder offen“, so der passionierte Musiker glücklich. Heute spielt Christian in seiner Freizeit wieder begeistert Schlagzeug, Klavier und seit kurzem auch Bass – wenn er nicht gerade auf Konzerten oder Festivals klassische oder moderne Musik genießt. „Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals wieder so gut Musik hören und auch mit anderen zusammen musizieren kann. Das ist ein wundervolles Geschenk, für das ich unendlich dankbar bin.“
Für Hildegard Stoll ist Musik mehr als nur ein Hobby. „Sie ist für mich zum Leben notwendig! Die Musik hilft mir in vielen Lebenssituationen und trägt mich durch schwierige Zeiten“, betont die Frankfurterin. Die Musikerin beherrscht insgesamt sechs Instrumente, nämlich Blockflöte, Violine, Klarinette, Gitarre, Raffele und Okarina. „Zither lerne ich gerade“, sagt Hildegard ganz selbstverständlich. Dass sie ihrer Leidenschaft so ungehindert nachgehen kann, verdankt sie ihrem Hörimplantat. Seit ihrer Kindheit leidet die heutige stolze Großmutter eines Enkelkindes unter Hörverlust auf dem rechten Ohr. Doch erst im Erwachsenenalter wurde das Hördefizit zu einem Problem für Hildegard. „Nachdem ich meine Kollegen nicht mehr verstehen konnte, wenn ich das Headset aufgezogen hatte, obwohl es nur einseitig war, beobachtete ich mich selbst sehr genau. Und kam zu dem Schluss, dass ich einen Hörtest machen musste“, gestand sich die medizinisch-technische Laborassistentin ihren Hörverlust ein. Eine plastische Operation des Mittelohrs verschaffte eine kurzfristige Linderung, doch erst ein Knochenleitungsimplantat brachte eine echte Verbesserung. Seitdem kann Hildegard wieder räumlich hören, sich wieder viel besser mit den Arbeitskollegen unterhalten und ihre Enkeltochter deutlicher verstehen. Auch in Bezug auf die Musik hilft Hildegard ihr Hörimplantat enorm: „Früher musste ich mich immer mit meinem gut hörenden Ohr meinen Mitspielerinnen und Mitspielern zuwenden. Auch das Singen im Chor war ohne die Hörhilfe mühsam. Mit meinem Hörimplantat kann ich meine verschiedenen Musikgruppen (unterschiedliche Blockflötenensemble) heute viel besser leiten, da ich genau hören kann, in welcher Stimme es ein Problem gibt und wo es nicht gut klingt. Auch das Geige- und Klarinetteüben ist mit dem besseren Hören sehr viel effektiver und macht deshalb auch viel mehr Freude“, beschreibt sie ihre neugewonnene Lebensqualität.
Halte durch!
Die Geschichten von Josephine, Hildegard und Chris zeigen eindrucksvoll, wie wichtig ein gutes Gehör für ein glückliches und erfülltes Leben ist. Und genau darauf macht die Weltgesundheitsorganisation jedes Jahr am 3. März aufmerksam. 2020 steht der Welttag des Hörens unter dem Motto „Hearing for life: Don’t let hearing loss limit you“1 – die Aufforderung der WHO, Hörverlust nicht über das eigene Leben bestimmen zu lassen. Denn Betroffene wissen, es geht es um weit mehr, als „nur“ darum, gut zu hören. Wer an Hörverlust leidet, kann nur noch eingeschränkt mit seiner Umwelt kommunizieren. Oft ziehen sich die Betroffenen auch in sich selbst zurück und nehmen immer weniger am gesellschaftlichen Leben teil. Nicht selten sind aufgrund von Vereinsamung und Isolation psychische Erkrankungen, wie beispielsweise Depressionen, die weitreichenden Konsequenzen. Darüber hinaus lassen Studien der letzten Jahre auch den Rückschluss zu, dass schlechtes Hören, Demenz, Stürze und Sicherheit im Straßenverkehr miteinander korrelieren. Die WHO empfiehlt daher Menschen mit Hörbeeinträchtigung, ihren Hörverlust so früh wie möglich ärztlich abklären zu lassen. Denn regelmäßige Hörtests und eine zeitnahe Versorgung mit der passenden Technologie sind essenziell, um die unangenehmen Folgen von Hörverlust zu verhindern oder zu mindern.
Mehr als jeder zehnte Deutsche vermutet bei sich einen Hörverlust
Dass Hörverlust auch hierzulande immer noch ein weitverbreitetes und vielfach unbehandeltes Problem darstellt, zeigen auch die neuesten Ergebnisse einer repräsentativen Online-Umfrage, die MED-EL anlässlich des Welttags des Hörens unter 1.002 Männer und Frauen im Alter von 18 bis 65+ Jahren in Deutschland durchführte. So gaben 48 Prozent an, in ihrem familiären Umfeld oder engeren Freundeskreis, jemanden mit einem vermuteten Hörverlust zu kennen. Besonders alarmierend: Mehr als jeder zehnte Befragte (14 Prozent) vermutet darüber hinaus bei sich selbst einen Hörverlust. Gleichzeitig haben rund 27 Prozent der Studienteilnehmer ihr Gehör noch nie untersuchen lassen, bei nahezu jedem dritten Studienteilnehmer (26 Prozent) liegt der letzte Hörtest mehr als fünf bis zehn Jahre zurück. Dabei wäre ein solcher dringend ratsam, wie weitere Zahlen der Studie belegen: So bestätigen 32 Prozent, im Alltag ihren Gesprächspartner regelmäßig zu bitten, das Gesagte zu wiederholen, 23 Prozent stellen das Radio oder den Fernseher regelmäßig lauter und immerhin fast jeder Fünfte (16 Prozent) wird immer wieder dazu angehalten, die Lautstärke eines Audio-Signals zu drosseln oder selbst leiser zu sprechen. Die Studienergebnisse lassen den Rückschluss zu, dass es vielen Betroffenen schwer fällt, sich einzugestehen, dass ihr Gehör nicht mehr so gut funktioniert wie früher. Oft ignorieren sie das Problem oder versuchen dieses mit verschiedenen Strategien im Alltag zu kompensieren, anstatt den Haus- oder HNO-Facharzt aufzusuchen.
1 Informationen unter https://www.who.int/deafness/world-hearing-day/whd-2020/en
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