Gastartikel

Die Folgen einer Fehldiagnose: Grzegorz‘ Weg zu seinem Cochlea-Implantat

Grzegorz Płonka, dem fälschlicherweise Autismus diagnostiziert wurde, verbrachte den größten Teil seiner Kindheit in einer Schule für Kinder mit intellektueller Beeinträchtigung und konnte nicht sprechen. Dies änderte sich, als bei ihm im Alter von 14 Jahren eine hochgradige Schallempfindungsschwerhörigkeit festgestellt wurde und er fünf Jahre später sein Cochlea-Implantat erhielt. Der polnische Film SONATA zeigt seine Hörreise und wie ein Cochlea-Implantat ihn zu einem talentierten Pianisten machte. In diesem Artikel erzählt Grzegorz von seiner Kindheit mit Hörverlust, seiner Sicht auf SONATA und von der Mission, auf der er sich befindet.

Mein Name ist Grzegorz Płonka, ich bin 33 Jahre alt und komme aus Polen. Meine größte Leidenschaft im Leben ist die Musik, insbesondere das Klavier- und Orgelspielen. Ich spiele klassische Musik und komponiere meine eigenen Musikstücke. Ich liebe es auch zu fotografieren und Videos für meine Musik aufzunehmen.

Fehldiagnose Autismus

Meine Hörreise begann mit meiner Geburt. Ich kam zu früh und mit einer Störung zur Welt, die zu einer hochgradigen Schallempfindungsschwerhörigkeit führte. Meine Eltern wussten nichts von meinem Hörverlust und mir wurden fälschlicherweise Autismus und eine intellektuelle Beeinträchtigung diagnostiziert. Da ich keine Konsonanten hören konnte, sprach ich überhaupt nicht. Ich konnte einfache Laute wie Vokale hören, also fing ich an, Klavier zu spielen und mit Lauten zu experimentieren.

All die Jahre war mir nicht bewusst, dass ich anders bin. Ich fing an zu rebellieren, als ich herausfand, dass mein jüngerer Bruder auf eine andere Schule ging, die andere Fächer anbot. Ich war in einer Schule für intellektuell beeinträchtigte Kinder und wollte den Grund dafür wissen.

Die Wahrheit kommt ans Licht

Sieben Jahre lang lebte ich in einem Umfeld für intellektuell beeinträchtigte Menschen, weit entfernt von Kliniken. Obwohl der Zugang zu spezialisierten medizinischen Zentren unmöglich schien, gelang es uns dank meiner Beharrlichkeit und der Entschlossenheit meiner Eltern und Freunde, am Institut für Physiologie und Pathologie des Gehörs in Kajetany vorstellig zu werden. In diesem Moment begann ein neuer Lebensabschnitt für mich.

Die Diagnose, die mein Leben änderte

Eine Überprüfung meines Status führte schließlich zur richtigen Diagnose: Als ich 14 Jahre alt war, zeigten Tests an der Klinik einen hochgradigen Hörverlust. Zuerst bekam ich ein Hörgerät und mit 19 schließlich ein Cochlea-Implantat.

Erst dann habe ich angefangen zu sprechen, aber es war schon zu spät, die Grammatik von Grund auf zu erlernen, weil meine Ausbildung erst mit 14 begann und ich bis dahin lediglich die Grundschule abgeschlossen hatte. Es fällt mir besonders beim Schreiben schwer, Sprache richtig zu verwenden, da ich in einer so wichtigen Lebensphase nicht hören konnte.

Wie Musik mich zu meinem Cochlea-Implantat führte

Meine Liebe zur Musik hat mich dazu bewogen, mir ein Cochlea-Implantat zuzulegen. Ich wollte unbedingt an der Musikschule aufgenommen werden, wurde aber abgelehnt, weil ich hohe Töne nicht hören konnte. Daher beschloss ich, dass sich etwas ändern musste. Ich wusste, dass ein Cochlea-Implantat es mir ermöglichen würde, die fehlenden Oktaven zu hören.

Ich habe ein Hörimplantat im einen und ein Hörgerät im anderen Ohr. Ich verwende den SONNET 2 Audioprozessor, der mit dem Hörgerät und externen Hörhilfen kompatibel ist.

Keine Einschränkungen mit meinem Cochlea-Implantat

Da ich weit entfernt von der Klinik wohne, nahm ich meine Reha selbständig in Angriff, indem ich Klavier spielte. Nach nur fünf Monaten täglichen Übens konnte ich den Höhepunkt der Leistungsfähigkeit meines Implantats erreichen.

Ich kann nun endlich uneingeschränkt Klavier spielen.

Mein Implantat hat mir ermöglicht, einen Sprung in der Sprachentwicklung zu machen, neue Vokabeln zu lernen und mein Allgemeinwissen zu erweitern. Es hat meine Ausbildung sehr unterstützt, was meiner Meinung nach der größte Vorteil ist. Besonders dankbar bin ich, dass ich meine Lieblingsklänge, und zwar die des Klaviers und der Orgelpfeifen, wieder hören kann.

Da ich mit meinem CI die höchsten Töne wieder hören konnte, war es mir möglich, die Musikschule zu besuchen und meine geliebte Beethoven-Mondscheinsonate einzustudieren. Darauf folgten einige Fernseh- und Presseberichte, eine Dokumentation und nun sogar ein Spielfilm über meinen Weg zum Hören.

SONATA: Ein Film über meine Hörreise

Der Film SONATA zeigt meinen Kampf um ein menschenwürdiges Leben. Es war ein Kampf gegen das System, gegen Ausgrenzung und für meine Träume.

Ich bin froh darüber, dass dieser Film gemacht wurde, weil er vielen Menschen Hoffnung gibt, die mit Schwierigkeiten konfrontiert sind, ganz besonders aber denen, die aufgrund von Kommunikationsproblemen aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Die Auswirkungen eines Lebens außerhalb der verbalen Kommunikation und der sozialen Beziehungen sind irreversibel.

SONATA ist ein Schrei nach Toleranz gegenüber Andersartigkeit. Der Film kam bei Menschen mit Hörverlust sehr gut an. Ich wurde zu Vorführungen eingeladen, die speziell für Gruppen der Gehörlosen-Community organisiert wurden, und diese Treffen endeten immer in langen Gesprächen.

Meine Lebensmission

Als Protagonist von SONATA sehe ich es als meine Aufgabe, Eltern kleiner Kinder für deren Signale zu sensibilisieren, damit sie diese richtig lesen und auf eigenartiges Verhalten rasch reagieren können. Ich möchte, dass Eltern und Lehrer*innen Kinder ihre Leidenschaften entwickeln lassen. Beobachten Sie Ihr Kind genau und lassen Sie sich von ihm führen. Ein Kind kann viel sagen, ohne zu sprechen. Aufmerksamkeit kann helfen, das Problem eines Kindes rechtzeitig zu erkennen, und die richtige Diagnose kann die Chance eines Kindes auf ein glückliches Leben bewahren.

Der Rat, den ich anderen mit Hörverlust geben möchte, ist, immer nach neuen Wegen zu suchen, die Kommunikation mit Menschen zu verbessern. Es macht das Leben einfacher und angenehmer.

 

Vielen Dank, Grzegorz!

 

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