Gastartikel

Autofahren mit einem Cochlea-Implantat: Jodies Geschichte

Vielleicht erinnern Sie sich noch an die talentierte Sportlerin Jodie Ounsley. Die 18-jährige Rugbyspielerin aus Großbritannien sorgt nicht nur auf dem Spielfeld für Aufsehen, sondern sammelt nun auch erste Erfahrungen hinter dem Steuer ihres Autos.

In diesem Beitrag erzählt Jodie, wie es ist, als Cochlea-Implantat-Nutzerin Autofahren zu lernen, und wie ihr der Roger Pen  während den Fahrstunden geholfen hat.

Mein Name ist Jodie Ounsley. Ich bin eine 18-jährige taube Athletin aus Dewsbury. Das liegt in West Yorkshire in England. Ich wohne auf dem Campus der Loughborough Universität und trainiere dort Vollzeit als Rugbyspielerin. Ansonsten verbringe ich gerne Zeit mit meinen Teamkolleginnen.

 

Der Wunsch, Autofahren zu lernen

Sobald ich 17 war, habe ich meinen Führerschein beantragt. Seit ein paar Jahren wohne ich auf dem Loughborough-Campus und nehme dort am Elitesportprogramm teil. Das liegt ungefähr 100 Meilen vom Heimatort meiner Familie entfernt.

Ich reise viel: für Spiele, Trainings, Verpflichtungen mit dem Nationalteam, Eliteprogrammcamps oder um meine Familie zu sehen. Leider sind das häufig keine Wege und Fahrten, die sich einfach mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewältigen lassen. Normalerweise muss mich deshalb immer jemand mitnehmen. Wenn ich selber fahren könnte, würde das mein Leben sehr vereinfachen.

 

Einen Fahrlehrer auswählen

Mädchen mit CI und ihr FahrlehrerWirklich angefangen zu fahren habe ich dann aber erst als ich über 18 war. Wenn ich ehrlich sein soll, war ich wegen des Fahrens etwas nervös und habe es eine Weile lang hinausgezögert. Meine größte Sorge war, dass ich den Fahrlehrer nicht hören würde. Ich unterstütze mein Gehör mit Lippenlesen und wusste, dass ich während des Fahrens nicht auf sein Gesicht sehen kann. Das Geräusch der Straße und des Motors verstärkt meine Schwierigkeiten, andere Menschen im Auto zu verstehen.

Ich habe mich deshalb für einen Fahrlehrer entschieden, den eine Freundin empfohlen hatte, weil er geduldig und sympathisch war. Mein Vater hat ihm erklärt, wie das bei mir mit dem Hören läuft und wie die Kommunikation mit mir am besten funktioniert, zum Beispiel, dass es besser ist, längere Anweisungen zu geben, wenn das Auto stillsteht und man sich direkt anschauen kann. Wir haben ihm auch erklärt, dass ich einen Roger Pen verwenden würde, um die Kommunikation zu erleichtern. Mein Fahrerlehrer war bereit, mir bei all diesen Dingen zu helfen.

 

Die Theorieprüfung

In Großbritannien muss man zuerst erfolgreich eine theoretische Prüfung ablegen, bevor man zur praktischen Fahrprüfung antreten darf. Vor der Theorieprüfung habe ich bei der DVLA, der zuständigen britischen Behörde, eine App gekauft. Eine Woche lang habe ich intensiv gebüffelt und die Prüfung bestanden – die App war dabei wirklich eine große Hilfe!

Im Zentrum für die theoretische Prüfung wurde mir auch angeboten, einige Anpassungen zu machen. Ein Familienmitglied begleitete mich, um mich bei möglichen Kommunikationsproblemen in der Erklärungsphase zu unterstützen. Aber es war alles kein Problem, der Raum war gut eingerichtet, damit ich Lippen lesen und die Anweisungen hören konnte. Ich durfte Ersatzbatterien für meinen Audioprozessor in den Testraum mitnehmen, mein Handy musste ich aber wegsperren.

Der Test war sehr gehörlosengerecht, er bestand nur aus Multiple Choice Fragen und anschließend einer Reihe von Videoclips, in denen man Gefahren erkennen musste. Es war alles visuell und kein Zuhören erforderlich.

 

Autofahren lernen

Während meiner Fahrstunden verwende ich einen Roger Pen und einen kleinen Empfänger, der wie eine Batteriehülse am Prozessor angebracht wird. Das ist alles sehr einfach und schnell eingerichtet. Vor der Fahrstunde muss ich nur sicherstellen, dass alles aufgeladen ist.

Ich weiß nicht, was ich ohne den Roger Pen machen würde. Mein Fahrlehrer trägt den Roger Pen um seinen Hals und verwendet ihn als Mikrofon. So wird alles, was er sagt, direkt zu meinem Audioprozessor übertragen und ich kann ihn klar und deutlich verstehen.

Der Ton unterscheidet sich von der Stimme. Der Klang ist elektronischer, aber er ist laut und klar. Das ist toll für mein Selbstbewusstsein, denn so kann ich mich auf die Kontrolle des Fahrzeugs und die Straße, die vor mir liegt, konzentrieren und muss nicht versuchen Lippen zu lesen. Der Roger Pen ist daher viel sicherer als Lippenlesen, um mein Hören zu unterstützen.

Wenn ich mich nur auf meinen Prozessor und Lippenlesen verlassen müsste, wäre es sehr schwierig, Hintergrundgeräusche auszublenden. Da der Roger Pen die Stimme des Fahrlehrers direkt überträgt, sind Hintergrundgeräusche überhaupt kein Problem.

Ich glaube, dass der Roger Pen auch meinem Fahrlehrer hilft. Er war zu Beginn etwas besorgt, ob die Kommunikation gut funktionieren würde. Der Roger Pen ermöglicht es ihm, klare Anweisungen direkt an meinen Audioprozessor zu senden ohne die ganze Zeit stehen bleiben zu müssen.

 

Herausforderungen meistern

In Sachen Kommunikation hilft mit der Roger Pen sehr, aber mein schlechtes Gehör wirkt sich auch auf andere Aspekte des Autofahrens aus. Am Anfang fragte der Fahrlehrer immer wieder „Kannst du die Umdrehungen des Motors hören? Hörst du wie die Kupplung greift?“, aber ich konnte es nicht hören. Der Motor war relativ leise, was es für mich schwieriger machte, das Auto zu starten und zu wissen, wann ich schalten musste.

Aber ich liebte es, eine neue Fähigkeit zu erlernen! Ich lerne noch, aber mein Ziel ist es, die Prüfung zu schaffen, bevor ich Ende des Sommers nach London ziehe. Wenn die Prüfung geschafft ist, wird das für mich viel mehr Selbstständigkeit und Freiheit bedeuten!

 

Jodies Tipps

Wenn du einen Audioprozessor oder Hörgeräte hast, die mit dem Roger Pen kompatibel sind, würde ich definitiv raten, einen zu verwenden. Mir hat er viel Stress und Angst bezüglich der Kommunikation genommen. Denn vor der ersten Fahrstunde war meine Hauptsorge, dass ich den Anweisungen nicht folgen können würde. Der Roger Pen hat dieses Problem für mich gelöst.

Lass dir am besten auch einen Fahrlehrer empfehlen und besprich mit ihm oder ihr die Kommunikationsmöglichkeiten, um zu sehen, wie sie reagieren und um zu beurteilen, ob sie auf deine Bedürfnisse eingehen können. Wenn nicht, such‘ dir am besten gleich einen anderen Fahrlehrer!

Viel Glück bei deiner Fahrprüfung, Jodie!

 

Sie möchten mehr über Roger Pen und den Roger 21 Empänger erfahren? Dann lesen Sie den Erfahrungbericht von Nutzer Johannes aus Deutschland!

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