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Das Hören beginnt im Kopf

Interdisziplinäres Ärzteteam versorgt erstmals in Berlin Jungen ohne Hörorgane mit Auditorischem Hirnstammimplantat

Im Juli 2014 setzte ein interdisziplinäres Ärzteteam des Sankt Gertrauden-Krankenhauses einem 11-jährigen Jungen ohne Hörorgane in Berlin erstmals ein sogenanntes Auditorisches Hirnstammimplantat, kurz ABI (Auditory Brainstem Implant) zur Wiederherstellung seines Hörvermögens ein. Auditorische Hirnstammimplantate setzen direkt am Hirnstamm an und überbrücken damit das gesamte Innenohr. Sie kommen dadurch auch für Kandidaten mit erkranktem Hörnerv oder ohne cochleäre Strukturen in Frage. Die Operation sowie der Heilungsprozess verliefen völlig komplikationsfrei. Die Ärzte prüfen nun, welche Höreindrücke der Junge später wahrnehmen wird. Bei der Behandlung arbeitete das Ärzteteam eng mit dem Entwickler MED-EL zusammen, der sein Know-how in der Versorgung mit Hirnstammimplantaten zur Verfügung stellte.

Die Überbrückung der Hörorgane
Bisher kamen Auditorische Hirnstammimplantate vor allem für Betroffene von Neurofibromatose Typ 2 (NF2) in Frage. Bei dieser Indikation sind die Hörnerven beidseitig erkrankt, was in den meisten Fällen mit Hörverlust einhergeht. Da ein Cochlea-Implantatsystem (CI) einen funktionsfähigen Hörnerv voraussetzt und somit hier keine Lösung darstellt, arbeiten Mediziner heute mit Auditorischen Hirnstammimplantaten. Wie alle MED-EL Hörimplantate besteht auch das ABI aus zwei Komponenten: einem Audioprozessor, der extern hinter dem Ohr getragen wird und einem Implantat. Das Implantat verfügt über eine Silikonmatrix mit 12 Elektrodenkontakten. Die Matrix wird operativ direkt am Hirnstamm platziert und ist die aktive Schnittstelle zwischen Implantat und Nervengewebe. Eine zusätzliche Referenzelektrode erlaubt modernste, telemetrische Messungen für verlässliche Funktionssicherheit und -Kontrolle. Das Implantat stimuliert den Nucleus Cochlearis direkt am Hirnstamm und erlaubt den Implantat-Nutzern damit ein Spektrum verschiedener Tonhöhen wahrzunehmen.

Interdisziplinärer Austausch für neue Behandlungsmöglichkeiten
Der Fall des 11-jährigen Jungen bringt die Experten des Sankt Gertrauden-Krankenhaus einen großen Schritt weiter: zukünftig soll die ABI Technologie auch weiteren Patienten ohne Hörorgane zugute kommen. In der Regel werden Kinder ohne Hörvermögen möglichst früh mit einem CI versorgt. Im Fall des 11-jährigen Jungen waren jedoch keinerlei Aufnahmestrukturen vorhanden, die hierfür notwendig sind. Da der Junge ansonsten völlig gesund war, entschieden sich die Ärzte für die Versorgung mit einem ABI. Der Eingriff stellte auch für das Berliner Ärzteteam eine ganz neue Herausforderung dar, da chirurgische Eingriffe direkt am Hirnstamm einige Erfahrung im neurochirurgischen Bereich erfordern. Die Platzierung der Elektrode muss dabei in der OP-Situation an die individuellen anatomischen Gegebenheiten angepasst werden. Elektrophysiologische Messungen garantieren während des Einsetzens die optimale Positionierung des Implantats. Bereits bei der OP können die Ärzte, dank funktioneller Diagnostik, feststellen, welche Areale im Gehirn gute Resonanz geben, sprich, welche Hörfähigkeiten der Patient nach der Behandlung später erreichen kann.

„Das Einsetzen eines Auditorischen Hirnstammimplantats setzt fundierte Kenntnisse der Schädelbasischirurgie voraus. Dank des breit gefächerten Know-hows innerhalb des Sankt Gertrauden-Krankenhauses und der engen, interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Neurochirurgie und Hals-Nasen-Ohrenheilkunde war die Operation ein voller Erfolg. Der positive Verlauf eröffnet uns nun viele neue Perspektiven“, so Priv.-Doz. Dr. med. Jan Kaminsky, Chefarzt der Neurochirurgie des Sankt Gertrauden-Krankenhauses.

Sprachverstehen für eine bessere Kommunikation 
Wie bei anderen Hörimplantaten ist jedoch auch nach dem Einsetzen eines Hirnstammimplantats und dem anschließenden Heilungsprozess intensives Rehabilitationstraining essentiell, um Klänge interpretieren und Sprache verstehen zu lernen.

Auch bei der Versorgung mit einem ABI ist deshalb eine möglichst frühe Behandlung sinnvoll, um Kindern eine optimale auditive und soziale Entwicklung zu ermöglichen: „Bei Kindern empfiehlt sich eine Implantation noch vor dem dritten Lebensjahr. Das Ziel ist es, ein möglichst gutes Sprachverstehen zu erreichen, um den jungen Patienten eine bestmögliche Kommunikationsfähigkeit zu ermöglichen. Bereits bei der Versorgung mit Cochlea-Implantaten, die seit Jahren zu unserem Leistungsspektrum gehört, hat sich gezeigt, je jünger der Betroffene, desto besser wird das spätere Hörergebnis“, so Prof. Dr. med. Oliver Kaschke, Chefarzt der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde am Sankt Gertrauden-Krankenhauses.

Weitere Informationen finden Sie hier.

Über das Sankt Gertrauden-Krankenhaus 
Das Sankt Gertrauden-Krankenhaus versorgt als Haus mit einer großen christlichen Tradition seit über 80 Jahren die Bevölkerung in Berlin-Wilmersdorf und darüber hinaus. Die 18 Fachabteilungen und Zentren gewährleisten bei jährlich rund 70.000 Patienten persönliche Zuwendung und medizinische Versorgung auf höchstem Niveau, was verschiedene Zertifizierungen bestätigen. Das Sankt Gertrauden-Krankenhaus ist akademisches Lehrkrankenhaus der Charité und vereint verschiedene Fachbereiche für hochmoderne Diagnostik und Behandlung unter einem Dach. Die räumliche Nähe und interdisziplinäre Zusammenarbeit der Spezialisten, die laut Umfragen zu den besten Deutschlands gehören, gewährleisten eine ausgesprochen hohe Behandlungsqualität. Weitere Informationen finden Sie unter www.sankt-gertrauden.de.

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