Schaufenster

Mein Weg zum zweiten CI

Ich merke immer mehr wie gut ich mit dem CI hören kann und wie wenig das Hörgerät mir im Vergleich dazu noch gibt.

Vogelgezwitscher oder ein Blaskonzert höre ich z.B. sehr laut, wohingegen ich alleine mit dem Hörgerät keinen Ton höre.

Allerdings stelle ich immer wieder die Vorteile des Stereo-Hörens fest. So klingt Musik nur mit dem CI monoton und kalt, auch die Verständlichkeit ist in Verbindung mit dem Hörgerät um einiges besser.

Im Dezember 2009 werden während des Musikhörens die Batterien des CIs leer, ich höre die Musik gezwungenermaßen nur mit dem Hörgerät und frage mich, wie ich früher Musik hören konnte, denn es klingt dumpf und einfach nur schrecklich.

Das Hören mit CI wird unterdessen immer besser – im März 2010 kann ich im Flur hören, ob die Mikrowelle im Keller noch läuft oder schon fertig ist.
Auch kann ich nun endlich das Zischen des Schnellkochtopfes hören, was bisher nicht möglich war.

Ich unterhalte mich immer öfter mit Menschen ohne Lippenablesen.

Im Juli 2010 sind die Vögel schon so laut, dass sie mir geradezu das Ohr wegpfeifen – unglaublich, dass ich sie 30 Jahre lang nicht hören konnte. Das CI ist wirklich das größte Wunder der Technik!

In der Logopädie verstehe ich schon ganze Sätze ohne Lippenablesen.

Die Überlegungen, mir auch auf dem zweiten Ohr ein CI einsetzen zu lassen, verstärken sich.

Doch die Angst, dass Sprache und Musik mit zwei CI´s so kalt klingen wie mit nur einem CI ist noch sehr groß. Ich zögere…

Als ich von der EAS-Methode erfahre, bin ich zunächst begeistert. Bei der EAS-Methode wird das noch bestehende Restgehör erhalten. Doch bei genauerer Erkundigung stelle ich leider fest, dass diese Methode angesichts meines geringen Resthörvermögens keinen Sinn macht.

Im Oktober 2010 telefoniere ich schon regelmäßig eine halbe Stunde mit meiner Logopädin, was zwar sehr anstrengend ist, aber gut klappt. Sie liest mir am Telefon aus einem Kinderbuch vor und ich muss Satz für Satz wiederholen. Wenn ich ein Wort nicht verstehe, buchstabiert sie es mir am Telefon.

Auch mit meiner Familie telefoniere ich immer öfter.

Wenn die Batterien des CIs leer werden, merke ich immer wieder, wie schlecht ich mit dem Hörgerät 30 Jahre lang gehört habe. Ein Leben ohne CI wäre für mich inzwischen unvorstellbar!

In der Einstellung werden die Zischlaute verstärkt, da ich damit immer noch große Probleme habe. Dies führt positiverweise nicht nur zu einer besseren Verständigung, sondern sogar zu einer besseren Aussprache.

Im Wartezimmer des Arztes reagiere ich schon super auf den Aufruf „Schollmeyer“.!

Früher habe ich gelacht, wenn andere sagten, der Deckel der Thermoskanne würde so laut pfeifen. Ich konnte das nicht glauben und dachte, sie machen nur einen Witz! Jetzt höre ich es selbst, und es ist wirklich ein sehr unangenehmes Geräusch.

Nach einigen ausführlichen Gesprächen mit beidseitig implantierten CI-Nutzern entschließe ich mich nun dazu, mir ein zweites CI einsetzen zu lassen. Einige CI-Träger erzählen mir, Musik wäre mit zwei CIs viel besser als nur mit einem, der warme Klang hinge an dem beidseitigen Stereo-Hören. Andere wiederum erzählen, dass sie auch mit zwei CIs nichts mit Musik anfangen könnten. Einige „Fachleute“ behaupten zudem, dass ein CI generell viel kälter und technischer klingen würde als ein Hörgerät und dass Musikhören auch mit zwei CIs schwierig wäre.
Doch ich gebe dem besseren Sprachverständnis Vorrang und „riskiere“ die Musik.

Anfang Februar ist mein OP-Termin.

Ich entscheide mich für das Modell Concerto, da ich dann eine viel kleinere Narbe haben werde.

Die Tage zuvor quält mich die Angst, dass das Hören mit beiden CIs sehr kalt klingen könnte.
Ich höre unter Tränen meine Lieblingslieder noch ein letztes Mal, denn so wie jetzt werden sie vielleicht nie mehr klingen. Dennoch will ich die OP, denn die Verständlichkeit der Sprache hat absoluten Vorrang!

Ich fahre schon am Mittwoch, dem 2. Februar 2011 in die Klinik, wo ich eine ganze Reihe von Voruntersuchungen durchführen muss:

  • Sprachaudiogramm über Lautsprecher mit linkem CI
  • Zwei Hörnervuntersuchungen
  • Anaesthesiegespräch
  • HNO-Untersuchung
  • EKG
  • Blutabnahme
  • Gleichgewichtsuntersuchung
  • Arztgespräch

3. Februar: Die Operation
Die Operation verläuft gut, ich vertrage auch die Narkose sehr gut. Kaum wieder auf Station, kann ich bereits etwas essen und habe großen Hunger. Im Vergleich zur ersten OP habe ich diesmal große Probleme mit Schwindel und Kreislauf und spüre die Schmerzen an der Narbe hinter dem Ohr, nicht wie damals im Mittelohr. Ich habe einen unangenehmen Geschmack im Mund und kann kaum etwas schmecken. Der Tinnitus auf dem linken Ohr dauert immer wieder einige Sekunden. Bei meiner letzten OP war er dauerhaft und nervtötend.

Am 4. Februar habe ich schlimmes Herzrasen, obwohl das EKG in Ordnung ist. Es wird auch ein CI gemacht, ob das CI richtig sitzt – alles bestens. Aufzustehen fällt mir sogar mit Hilfe schwer, da mir dabei sehr schwindlig wird.

Am 8. Februar werde ich endlich entlassen. Die Heimfahrt als Beifahrer strengt mich sehr an, auch zuhause wird mir ganz schnell alles zu viel. Erst jetzt wird mir richtig bewusst, wie schwach ich noch bin. Im Laufe der nächsten Tage komme ich immer mehr zu Kräften. Der Geschmacksnerv wurde überreizt, denn dieser verläuft in der Nähe der Cochlea. Dies macht mir Sorgen. Ich kann nicht ganz flach im Bett liegen, dann bekomme ich einen großen Druck im Ohr. Damit hatte ich bei der letzten OP überhaupt kein Problem. Damals war meine linke Kopfhälfte über ein halbes Jahr völlig taub – diesmal habe ich überhaupt kein Taubheitsgefühl, es schmerzt sogar sehr, wenn ich in die Nähe des Implantats komme.
Dennoch spüre ich eine große Erleichterung der diesmal viel kleineren Narbe. Ich kann mich sogar vorsichtig nach unten bücken, was letztes Mal überhaupt nicht möglich war.
Einige Gerichte kann ich wunderbar schmecken, andere dagegen schmecken nach rein gar nichts. Es gibt sogar Gerichte, die weitaus besser schmecken als je zuvor. Schon sehr komisch…

Die Tage darauf geht es mir täglich ein Stückchen besser.

Am 11. Februar sind Schwindel und Kreislauf zum Glück wieder völlig o.k.

Mitte Februar: es kostet viele Nerven, nur mit dem linken CI zu hören bisher hörte ich ja rechts mit dem Hörgerät, jetzt bin ich bis zur Erstanpassung auf dem rechten Ohr völlig taub. Die Nebengeräusche stören sehr und Musik mag ich gar nicht mehr hören. Alles klingt so dunkel und kühl. Ich kann es kaum erwarten, endlich auch mit dem zweiten CI zu hören.
Bei zu viel Unterhaltung merke ich immer wieder, dass mein Kopf ganz schnell anfängt zu brummen. Es ist sehr anstrengend, mit nur einem Ohr zu hören.
Die Belastbarkeit insgesamt verbessert sich. Der Geschmackssinn, der sich in den letzten Tagen wieder etwas verbessert hat, ist nun plötzlich wieder total weg. Ich wende mich an meine Klinik und da heißt es, ich müsse Geduld haben, dies könne mehrere Monate dauern. Verletzt worden sei nichts, denn sonst hätte ich seit der OP überhaupt keinen Geschmack gehabt.

Am 7. März wird mein CI-Audioprozessor eingeschaltet, d.h. ich höre nun endlich auch auf dem rechten Ohr mit dem CI – ich kann es kaum erwarten und bin wahnsinnig gespannt, wie das Stereo-Hören mit zwei CIs sein wird.

In der nächsten Ausgabe des Schaufensters werde ich erzählen, wie ich mit meinem zweiten CI höre und vor allem, wie es mir mit dem Musikhören ergeht.

 

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